Produkte aus Moorfasern - "ProMoFa"

Produkte aus Moorfasern

Moor- und Klimaschutz

Im Jahr 2023 hat der Donaumoos-Zweckverband das Kurzprojekt „Pflanzenfasern aus moorverträglichen Kulturen" durchgeführt. Dabei wurde untersucht, welche Nasskulturen aus moorbodenschonender Bewirtschaftung am besten für eine Faserproduktion und die anschließende Weiterverwertung geeignet sind.


Das Ergebnis war durchweg positiv und daher Anlass, konkrete Verwertungsmöglichkeiten der Fasern und die Weiterverarbeitung zu nachhaltigen Produkten in einem weiteren Projekt zu untersuchen.


Das Projekt


Zum 1. Januar 2024 ist ein vom bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus gefördertes Forschungsprojekt mit dem Titel „Produkte aus Moorfasern“ (ProMofa) angelaufen.


Im Fokus der Forschungsarbeit stehen mehrere Aspekte. Dazu zählen die Identifizierung von geeigneten Anwendungsbereichen mithilfe von Laboranalysen und Pilotversuchen ebenso wie die Entwicklungsarbeit zur Prozessoptimierung von Ernte und Fasergewinnung bis hin zu Verfahrens- und Anwendungstests in gängigen Industrieprozessen der Papier- und Verpackungsindustrie. Des Weiteren sollen innovative Anwendungen/Moorprodukte auf Machbarkeit und Marktverträglichkeit geprüft werden. Die Ergebnisse dienen dem Aufbau einer Wertschöpfungskette und berücksichtigen dabei auch wirtschaftliche Analysen.


Die Ziele


Das Projekt hat zum Ziel, geeignete Anwendungsbereiche für Pflanzenfasern aus Moorkulturen in der Papier- und der Verpackungsindustrie zu identifizieren und zu etablieren.


Die Hauptziele des Projekts beinhalten mehrere Säulen:

  • Prozessoptimierung von der Ernte bis zur Bereitstellung von für die Industrie relevanten Mengen an Rohfasern;
  • Verfahrens- und Anwendungstest in gängigen Industrieprozessen der Papier- und Verpackungsindustrie;
  • Entwicklung von ersten marktfähigen Produkten bis zur Serienreife in enger Zusammenarbeit mit Endkunden;
  • Vermarktungskonzept für Rohfasern und Produkte mit Preisbildung und Qualitätsparametern.


Das Vorgehen


Um die Ziele zu erreichen wurden mehrere Arbeitspakete definiert. Diese beinhalten:

  • Konzeptionelle Arbeit und Erstellen einer Machbarkeitsstudie;
  • Labortechnische Analysen;
  • Prüfung der Rezyklierbarkeit;
  • Pilotproduktionen auf großmechanischen Anlagen;
  • Bewertung der Produktmuster.

Der Hintergrund


Die Entwässerung von Moorflächen für die landwirtschaftliche Nutzung führt zu einer Zersetzung des Torfkörpers und zum Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen. Um einer fortschreitenden Entwässerung entgegenzuwirken, braucht es alternative Anbaukonzepte, die neue Wertschöpfungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft erzielen und somit langfristig eine Umstellung der Bewirtschaftung bewirken.


Gleichzeitig befindet sich die Verpackungsindustrie aktuell im Umbruch. Während grafische Papier immer weniger gefragt sind, fordert insbesondere der nach wie vor wachsende Onlinehandel große Mengen an Verpackungsmaterialien. Der für die Faserindustrie wichtige Altpapiermarkt kann jedoch nur noch begrenzt die Nachfrage decken, weshalb dringend alternative Faserquellen nötig sind. Hinzu kommt, dass mit Verboten von Einwegartikeln und -verpackungen alte Rohstoffquellen und konventionelle Produkte endgültig ausgedient haben und innovativen Ersatz brauchen. Seit Mitte 2021 sind auf EU-Ebene bereits bestimmte Produkte aus Kunststoff verboten. Dazu kommt, dass wie alle Bereiche das Thema Nachhaltigkeit auch die Papierindustrie zunehmend unter Druck setzt und die Entwicklung von innovativen nachhaltigen Produkten forciert.


Eine regionale Rohstoffquelle aus Moorbewirtschaftung stellt eine interessante Ergänzung zu bisherigen alternativen Fasern dar. Eine Möglichkeit bildet dabei die chemiefreie Auffaserung von Moorpflanzen, die Vermarktung des Faserrohstoffs an die Industrie und die Herstellung von Papier, Karton, Wellpappen und Verpackungen aus eben diesen Fasern. Mit leicht aufzubrechenden, nässeverträglichen Dauerkulturen auf Moorböden lässt sich im Vergleich zum Rohstoff Holz aufgrund der deutlich kürzeren Produktionszyklen sehr viel Kohlenstoffdioxid in der Faser- und Faserproduktherstellung einsparen.


Insgesamt besteht auf dem Markt eine hohe Nachfrage nach biologisch-abbaubaren Lösungen aus nachwachsenden Rohstoffen in Kombination mit den damit verbundenen CO2-Einsparpotenzialen. Der erzielte Effekt für den Klimaschutz auf der Fläche durch die Wiedervernässung bei gesicherter Verwertung des Aufwuchses wäre immens. Wiedervernässungsmaßnahmen gelten als die mitunter kostengünstigsten und effektivsten Klimamaßnahmen. Es besteht die Meinung, dass Klimaschutz nur mit erfolgreichem Moorbodenschutz gelingen kann. Durch eine moorverträgliche Bewirtschaftung könnten somit mehrere klimapositive Effekte gleichzeitig bewirkt und zugleich ein ökonomischer Nutzen für die Landwirtschaft erzielt werden.




Das Vorgängerprojekt


Im Kurzprojekt „Pflanzenfasern aus moorverträglichen Kulturen" sind von Dezember 2022 bis April 2023 die auf bayerischen Moorböden geernteten Kulturen Schilf, Rohrglanzgras und Wiesengras untersucht worden. Der Faserrohstoff, insbesondere von Schilf und Rohrglanzgras, aber auch aus Wiesengras, kann nach Einschätzung der Experten in der Industrie in unterschiedlichen Produktbereichen Anwendung finden und womöglich zur Entspannung der knappen Rohstoffverfügbarkeit beitragen.

 

Die Ergebnisse wurden am 25. April im Landratsamt in Neuburg der Öffentlichkeit präsentiert (siehe Pressemitteilung).

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