Bauplatten aus Moorkulturen

Bauplatten aus moorverträglichen Kulturen

Moor- und Klimaschutz

Das Projekt „Anfertigung erster Paludibauplatten zur Bemusterung und Machbarkeitsbeurteilung" untersucht Wertschöpfungsmöglichkeiten für nässeverträgliche Moorkulturen im Bereich der Baubranche. Hierzu werden erste Paludibauplatten angefertigt, die anschließend auf ihre Produktqualität beziehungsweise hinsichtlich aller bautechnisch relevanten Parameter untersucht werden. Konkret geht es dabei auch um die Frage, unter welchen Maschineneinstellungen Nasskulturen aus moorbodenschonender Bewirtschaftung am besten zu Paludibauplatten verarbeitet werden können und welche Ergebnisse sich bei einer Vorprüfung der Produktqualität ergeben.


Projektträger ist der Donaumoos-Zweckverband, der das Forschungs- und Entwicklungsprojekt im Rahmen des Projekts „Entwicklung moorverträglicher Bewirtschaftungsmaßnahmen für landwirtschaftlichen Moor- und Klimaschutz" umsetzt.


Die Ziele


Der Schlüssel für nachhaltige Ergebnisse des Gesamtprojektes „Klimaschutz durch Moorbodenschutz am Beispiel des bayerischen Donaumooses" liegt in der Etablierung landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten. Nur durch die Entwicklung nachhaltiger Einkommensquellen kann auf lange Sicht der Schutz der Moore in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft gelingen. Besonderes Augenmerk gilt dabei auf den unterschiedlichen Verwertungsmöglichkeiten von Nasskulturen. Neben einem ersten Auffaserungsprojekt untersucht der Donaumoos-Zweckverband nun die Nutzung von Moorkulturen im Bereich der Baubranche.

 

Das im Mai 2023 begonnene Kurzprojekt soll dazu mehrere Teilziele erfüllen:

  • Untersuchung der generellen Verwertungsmöglichkeit unterschiedlicher Kulturen aus moorschonender Bewirtschaftung für die Herstellung von Bauplatten (zum Beispiel Seggen, Schilf, Rohrglanzgras und Streuwiesenheu);
  • technische Anpassungen und Optimierungen der Anlagentechnik an die spezifischen Eigenschaften der einzelnen Kulturen; 
  • Feststellung der maximalen, für das Verfahren zuträglichen Feuchte;
  • Feststellung der Verklebungsart und -qualität mit Papierkaschierung in Abhängigkeit der verwendeten Kulturen;
  • Ermittlung idealer Dichteprofile nach Anwendungsbereich zur ersten qualitativen Einordnung der verwendeten Rohstoffe und Anwendungsmöglichkeiten im Bauwesen (Brand- und Schallschutz);
  • Betrachtung der Parameter Maschinenvorschub, Fremdstoffanteil und Materialkombinationen;
  • Vorprüfung und erste Tests bautechnisch relevanter Eigenschaften der hergestellten Versuchsplatten;

Der Hintergrund


Mit einer Ausdehnung von zirka 180 Quadratkilometern birgt das Altbayerische Donaumoos als größtes Moor Süddeutschlands enorme Klimaschutzpotenziale. Freiwilliger Klimaschutz, der sowohl die Bürger als auch die Landwirtschaft mit einbindet, kann jedoch nur gelingen, wenn alternative Einkommensmöglichkeiten damit verbunden sind. Darüber sind sich Wissenschaft, Politik und Gesellschaft mittlerweile im Klaren.

 

Paludi-Bauplatten – als Alternative zu herkömmlichen Gipskartonplatten – haben dabei große Chancen, sich in der Baubranche zu etablieren. Grund dafür ist ihre mehrfach klimapositive Wirkung, die es ermöglicht, CO2-Emissionen anderer Baustoffe wie Beton und Glas zu kompensieren. So lassen sich durch den Verbau von Paludi-Bauplatten nicht nur beträchtliche Mengen an Kohlenstoffdioxid im Produkt binden, sondern auch durch die Kombination mit Moorschutzmaßnahmen weitere CO2-Mengen im Boden speichern.

 

Obwohl die klimapositiven Eigenschaften auf der Hand liegen und erste Tests im Kleinstmaßstab sehr vielversprechend waren, gilt es zunächst eine Machbarkeitsabschätzung hinsichtlich der Marktpotenziale von Paludi-Bauplatten durchzuführen. Können die hohen Anforderungen der Baubranche erfüllt werden und eine Zulassung erwirkt werden, kann die Paludibauplatte im Rahmen der Bauwende dazu beitragen, Gebäude nachhaltiger zu errichten.


Das Kurzprojekt soll also die Lücke schließen zwischen den ersten grundlegenden Versuchen zur Herstellung von Paludi-Bauplatten, die zum damaligen Zeitpunkt mithilfe von Standardeinstellungen einer herkömmlichen Stroh-Pressanlage durchgeführt wurden, und einer neuen anpassungsfähigeren Technologie, die hinsichtlich ihrer Eignung für Paludi-Kulturen ein größeres Potenzial verspricht.

 

Dabei geht es in erster Linie darum, eine ideale Maschinenausstattung beziehungsweise -anpassung hinsichtlich der unterschiedlichen nässeverträglichen Kulturen (Seggen, Schilf, Rohrglanzgras und Streuwiesenheu) zu prüfen. Hierzu sind mehrere Anpassungsdurchläufe im Laborversuch geplant, um für jede Kultur die optimale Einstellung herauszufinden.

 

Im weiteren Verlauf geht es darum, die hergestellten Testplatten einer Produkt-Vorprüfung zu unterziehen. Dabei sollen folgende bautechnisch relevanten Parameter beleuchtet werden:

 

  • Brandverhalten;
  • Spezifischer Luftströmungswiderstand;
  • Schallabsorption;
  • Thermische Leitfähigkeit;
  • Wasserdampfdiffusionswiderstand;
  • Geometrie;
  • Dichte;
  • Druckspannung;
  • Formstabilität;
  • Zugfestigkeit (parallel und senkrecht);
  • Verhalten unter Punktlast.

 

Am Ende dieses Kurzprojekts sollen alle notwendigen Voruntersuchungen abgeschlossen sein, die eine realistische Markteinschätzung des Produkts „Paludi-Bauplatte“ zulassen und Handlungsempfehlungen für die Landwirtschaft ermöglichen. Damit will der Donaumoos-Zweckverband das Risiko für kleine, regionale Verarbeitungsbetriebe reduzieren und einen ersten Schritt hin zu einer Markteinführung des Produkts leisten.

Eine spätere, zwingend erforderliche, Produktzulassung und -zertifizierung, die entscheidend für die Vermarktung von Paludi-Bauplatten ist, wird der Donaumoos-Zweckverband einem möglichen verarbeitenden Betrieb überlassen.



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