Archiv Berichte 2

Wissenswertes rund um Niedermoore: Barbara Stammel und Professor Bernd Cyffka von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt haben im Haus im Moos über das Donaumoos referiert.

„Was wir hier haben, ist eine Besonderheit“: Zweiter Teil von Vortragsreihe dreht sich um Niedermoore


Das Donaumoos in den beiden Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Aichach-Friedberg ist kein klassisches Niedermoor. Das ist beim zweiten Teil der vom Donaumoos-Team initiierten Vortragsreihe im Haus im Moos deutlich geworden. Mit Professor Bernd Cyffka und Dr. Barbara Stammel erläuterten dabei zwei versierte Experten, was ein Niedermoor und die dafür typische Flora und Fauna ausmacht. Gleichzeitig gab es auch kritische Stimmen.


Dass sich mit den beiden Referenten zwei Vertreter des Auen-Instituts der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt des Moorthemas annahmen, störte die Besucher indes nicht. Rund 30 Interessierte waren in die Umweltbildungsstätte im Karlshulder Ortsteil Kleinhohenried gekommen, um sich die Ausführungen anzuhören. Und tatsächlich gibt es wesentliche Überschneidungen in den beiden Themenfeldern, wie Cyffka betonte. „So weit weg sind die Donau-Auen gar nicht, immerhin sind sie wie die Moore auch Feuchtgebiete.“ Der Professor für Angewandte Physische Geographie und Leiter des Auen-Instituts in Schloss Grünau widmete sich in der Folge der Erklärung von Niedermooren, die sich zunächst durch ihre Entstehung von Hochmooren unterscheiden. Beide Naturräume sind zwar – ebenso wie auch die übrigen Moortypen – durch einen ständig von Wasser gesättigten Boden geprägt. Doch während ein Hochmoor das Wasser als Regen von oben bekommt, ist seinen Worten zufolge bei einem Niedermoor wie dem Donaumoos der Kontakt zum Grundwasser maßgeblich.


Im größten zusammenhängenden Niedermoorgebiet Deutschlands war die Topografie für die Entstehung entscheidend. In der letzten Kaltzeit brachte die Donau laut dem Referenten Unmengen an Schottermaterial ins heutige Donaumoos. Dieses bremste nach Ende der Eiszeit den Abfluss der schmelzenden Gletscher, wodurch sich das Wasser großflächig ausbreitete – eine Entwicklung, welche die Donau mit regelmäßigen Hochwasserereignissen weiter unterstützte. Die Folge: Organisches Material zersetzte sich unter Sauerstoffabschluss im Wasser kaum, lagerte sich ab und bildete schließlich so den Torfkörper. Im Donaumoos dauerte dieser Prozess tausende Jahre lang an. Bis der Mensch eingriff.


Die Trockenlegung ab dem frühen 19. Jahrhundert brachte im Niedermoor vielschichtige Probleme mit sich, um die es sich heute zu kümmern gilt. Gleichzeitig bleibt die Landschaft aber für viele Arten ein wichtiger Lebensraum, wie Stammel betonte. „Was wir hier haben, ist eine Besonderheit." Das liegt ihren Worten zufolge vor allem an der Vielfalt der Standortbedingungen – und daran, dass das Donaumoos eben kein klassisches Niedermoor ist. Neben nährstoffarmen Bereichen gibt es auch einen nährstoffreichen Wassereintrag. Aus den Kalkalpen kommt laut der Fachfrau zudem Material im alkalischen Bereich, obwohl Moore grundsätzlich eher einen niedrigen pH-Wert aufweisen, also klassischerweise sauer sind.


Das Donaumoos bietet vielen bedrohten Arten ein Zuhause. Das gilt für Wiesenbrüter wie den Großen Brachvogel und den Kiebitz ebenso wie für die Bachmuschel, Libellen wie die Vogel-Azurjungfer und die Grüne Keiljungfer oder auch den Schneider, eine kleine Fischart. Nicht weniger vielfältig ist Stammel zufolge die Flora. Die Probleme zeigen sich beispielsweise im Naturdenkmal Zensi-Schütt bei Probfeld. Das kleine Biotop gilt als sehr artenreich. „Es ist aber komplett isoliert“, so die promovierte Vegetationsökologin, die darin ein Paradebeispiel für das Donaumoos sieht. Denn die vielseitigen, aber kleinräumigen Lebensräume sind weitgehend isoliert, was für viele Arten eine Bedrohung darstellt. „Da sind wir in einer Bredouille“, betonte sie.


Das gilt auch für das gesamte Niedermoor, dessen Erhalt weiter heiß diskutiert wird, wie sich nach den Vorträgen zeigte. Ein Bürger brachte dabei seine Sorgen im Zusammenhang mit geplanten Grundwasseranhebungen zur Sprache und forderte Pufferzonen zur Wohnbebauung. Gleichzeitig erinnerte er an das regenreiche Vorjahr, in dem zahlreiche Felder im Donaumoos unter Wasser standen. Laut Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands, hat das jedoch auch mit dem stark vermulmten Oberboden zu tun, der kein Wasser mehr durchlässt. „Diesem Problem müssen wir begegnen, denn das brauchen wir nicht und das wollen wir nicht“, betonte er und erinnerte daran, dass das Grundwasser für den Klimaschutz unter der Oberfläche bleiben muss. Doch selbst das ist Hafner zufolge mittlerweile schwierig. „Momentan reicht das Wasser im Donaumoos einfach nicht aus.“ Der Karlshulder Bürgermeister Michael Lederer betonte, dass ein Schutz des Moorkörpers in seinen Augen alternativlos sei. „Es ist aber schwierig, keine Nachteile für die Bevölkerung zu erreichen.“ Aus diesem Grund sprach er sich für ein überlegtes und sorgsames Vorgehen aus.

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